Untitled (85-063)
by Donald Judd
Material
Gelb, schwarz, weiss, grau und braun bemaltes Aluminium; 29.5 x 150.9 x 29.5 cm
Datierung
1985
Über das Kunstwerk
‘Untitled (85-063)’ ist die elegante Verwirklichung von Donald Judds Ambition, die drei Elemente Material, Farbe und Raum miteinander verschmelzen zu lassen. Das geometrisch konzipierte Werk thematisiert über Farbe und Glanz die Wechselwirkungen von offenen und geschlossenen Volumen. Die Konstruktion aus sattem Gelb, Schwarz, Weiss, Grau und vollem, erdigem Braun von 1985 strotzt vor visueller Energie und markiert den ästhetischen Abschied von Judds früheren Plexiglas- und Metallwerken, welche meist in monochromatischen, industriellen Farbtönen gehalten waren. Durch die Verwendung mehrerer Farbtöne bei seinen Konstruktionen begann der Künstler die physische und ästhetische Wirkung verschiedener Farbkombinationen zu erforschen. Dieses Experimentieren mit durchdringenden Farbtönen trägt wesentlich zu der fesselnden Wirkung von ‘Untitled (85-063)’bei.
Judd verinnerlichte in seinen Werken das Prinzip der Klarheit und wählte seine Farben jeweils mit methodischer Sorgfalt und Bedacht aus, um sie dann in harmonischen oder gegensätzlichen Paaren gegenüberzustellen. Die hervorstehenden Boxen öffnen sich gegenüber dem Betrachter und geben ihr Inneres frei. So erschuf Judd eine Skulptur, bei welcher alle Seiten gleichberechtigt sind und eliminiert eine dominierende Frontseite, wie sie sonst bei an Wänden hängender Kunst, zum Beispiel der Malerei, üblich ist.
Judd, war überzeugt von der optischen und expressiven Kraft über welche Farbe verfügt und ‘Untitled (85-063)’ ist ein gutes Beispiel dafür. 1916 verfasste der spanische Expressionist Johannes Itten einen Text über die Wichtigkeit der Farbe in der Kunst: „Form ist auch Farbe. Ohne Farbe gäbe es keine Form. Form und Farbe sind eins.” Diese Aussage stimmte mit Judds eigenen Ansichten überein und 1993, ein Jahr vor seinem Tod, stellte er fest: „Es wäre mir niemals in den Sinn gekommen ein dreidimensionales Werk ohne Farbe zu kreieren. Ich habe Ittens Aussage, obwohl ich sie bis dahin nie gelesen hatte, immer als selbstverständlich betrachtet…Farbe ist wie Material denn aus Farbe entsteht Kunst. Farbe alleine ist noch nicht Kunst. Farbe als Farbe im Spektrum und Farbe als Material sind nicht dasselbe.“
1984, als Judd den Auftrag erhielt eine Skulptur für die Merian Gärten in Basel zu kreieren, markiert den Beginn der Arbeit an seinen berühmten, farbigen Wandboxen. Der Künstler war zu dieser Zeit auf der Suche nach einem lokalen Fabrikanten, welcher sein Werk nach seinen exakten Vorstellungen umsetzen konnte und ihm so den kostspieligen Transport aus den Vereinigten Staaten ersparen konnte. So kam die Zusammenarbeit mit der Lehni AG, einem Möbelhersteller aus Dübendorf, Zürich, zustande, welche für die Biegung der Aluminiumplatten zuständig war und diese anschliessend in den von Judd gewünschten Farben lackierte.
Judd sagte einmal: „Stell dir eine einfache Form vor, zum Beispiel eine Box und es hat alles seine Ordnung. Aber die Ordnung ist nicht die alles bestimmende Eigenschaft. Aber aus je mehr Teilen etwas konstruiert ist, desto wichtiger wird die Ordnung, bis sie schliesslich wichtiger als alles Andere ist.“ Im Werk ‘Untitled (85-063)’ ist klar zu beobachten, wie sich Judd an diesem Satz orientierte, wenn die geordneten Elemente, die wiederholten Formen, das genaue Platzieren von jedem Teil und die minutiös geplanten Kombinationen von Farben eine Ordnung implizieren, welche ins Unendliche weitergeführt werden könnte.
Über den Künstler
Der amerikanische Bildhauer studierte an der Art Students‘ League sowie Philosophie und Kunstgeschichte an der Columbia University in New York. Nach Anfängen als Maler gelangte Judd über reliefartige Bilder zur Bildhauerei. Mit seinen in der Folgezeit entstandenen, industriell hergestellten und meist grossformatigen Arbeiten wurde er zu einem der bedeutendsten Vertreter der Minimal Art. Vor allem seine aus einfachen geometrischen Formen bestehenden Objekte – geformt aus Metall, zum Teil mit farbigem Plexiglas oder bemaltem Holz – die in gleichen Abständen über- oder nebeneinander an der Wand bzw. hintereinander angeordnet sind, verhalfen ihm zu Ruhm. Ihre Kargheit verleiht ihnen eine besondere Ästhetik.
Ein Kunstwerk sollte für den Plastiker als Ganzes zu begreifen sein und nicht als Addition einzelner Blickpunkte. Klarheit, Objektivität, Ordnung und Unordnung, sowie der Verzicht auf Komposition waren ihm wichtig. Material, Raum, Farbe, Volumen und Licht sind für Judd Aspekte des täglichen Lebens und sollten in einem Kunstwerk sichtbar gemacht werden können.
In den 1980er Jahren setzte sich der Künstler auch kritisch mit dem Kunstbetrieb und dessen Umgang mit der konzeptuellen Kunst auseinander.