Femmes métamorphosées – Les sept arts
by Salvador Dalí

Material
Öl auf Leinwand; 72 x 92.5 cm
Datierung
1957
Über das Kunstwerk
Im November 1934 reiste Dalí zum ersten Mal nach Amerika. Gerüchten zufolge soll er während der ganzen Schifffahrt eine Schwimmweste getragen und sich an seine Bilder gekettet haben. Diesem ersten Aufenthalt in Übersee folgten weitere, denn die Arbeit in den Vereinigten Staaten stellte sich als lukrativ und erfolgsversprechend heraus für den exzentrischen Künstler, welcher einen höchst aufwändigen und teuren Lebensstil pflegte.
Das an dieser Stelle betrachtete Ölgemälde Femmes Métamorphosées – Les sept arts ist Teil einer Bildserie von 1957, welche das Thema der sieben Künste behandelt.
Bereits im Jahre 1944 wurde Dalí eine siebenteilige Werkgruppe mit dem gleichen Themenschwerpunkt von seinem Freund und Theaterimpresario Billy Rose in Auftrag gegeben. Diese Bilder sollten die Eingangshalle des Ziegfeld Theaters in New York während der Aufführung von Cole Porters extravagantem Bühnenstück The Seven Lively Arts dekorieren. Das pompöse Schauspiel, welches im Dezember 1944 Premiere feierte, war als Eröffnungsstück für das legendäre Ziegfeld Theater gedacht. Dessen Besitzer Rose war sich der Wirkung einer Zusammenarbeit mit Dalí wohl bewusst und erhoffte sich damit, diese Produktion zum erwünschten Erfolg zu führen. Das Bühnenstück beinhaltete ein üppiges Potpourri der Künste und war mit Musik, Tanz, cineastischen Elementen, Radio, Oper und Ballett durchsetzt. Ganz im Sinne des Grundmotives des Schauspiels wurde Salvador Dalí die Kunst der Malerei anvertraut und es wurde ihm aufgetragen, in seinen Bildern die jeweiligen anderen Künste zu verewigen.
Bei einem Brand des Ziegfeld Theaters im Jahre 1957 wurden die sieben Originalversionen von 1944 jedoch zerstört, worauf Rose Dalí bat Ersatzstücke zu malen. Unter diesen Neuauflagen, welche jedoch nicht durchwegs mit den Sujets der Originale übereinstimmten, befand sich auch das hierbei besprochene Bild Femmes métamorphosées.
Im vorliegenden Gemälde wird Dalís Faszination für die Welt des Showbusiness und darüber hinaus auch für die lebendige und moderne Kultur der Vereinigten Staaten ersichtlich. Von den sieben Künsten, welche Dalí in seinen beiden korrespondierenden Bildserien verewigt hat, kann das hier gezeigte Bild als eine Dalínistische Repräsentation des Balletts gesehen werden. Doch die skurrilen Balletttänzerinnen, von Dalí in Form von Insekten und Hummern dargestellt, entsprechen keineswegs der traditionellen Darstellungsauffassung von wohlproportionierten tanzenden Frauenkörpern, wie sie etwa von Edgar Degas umgesetzt wurden. Im Gegenteil, Dalís anthropomorphe Ballerinas entsprangen einer Metamorphose und tanzen als Hybride über die Leinwand. Trotz ihrer absurden Gestalt erscheinen sie dem Betrachter aber weder abstossend noch unbeholfen, sondern viel eher als entrückte, grazile und himmlische Wesen.
Die Wahl von Hummer und Ameise ist dabei kein Zufall, sind doch Beide wiederkehrende Motive in Dalís Werken. In seiner Gedankenwelt war der Hummer ein erotisierendes Objekt und er inszenierte ihn oft in Kombination mit einer Frau. Doch seine Scheren haben auch etwas Abschreckendes und wurden von Dalí in einer Freudschen Interpretation mit Kastrationsangst und der Vagina dentata verbunden. Ameisen faszinierten Dalí seit seiner Kindheit, als er beobachtete, wie sie tote Tiere zersetzten. Auch in seinen Werken übernehmen sie oft diese Aufgabe und stehen somit für Vergänglichkeit und Tod. Diese Informationen lassen das ansonsten harmonische Bild in einem neuen Licht erscheinen und verleihen ihm zusätzliche Spannung.
Über den Kunstler
Salvador Dalí war ein spanischer Maler, Grafiker, Schriftsteller, Bildhauer und Bühnenbildner. Obwohl er 1921 die Aufnahmeprüfung an der Königlichen Akademie San Fernando in Madrid bestand, zog er meist das Eigenstudium vor und wurde schliesslich 1926 wegen Renitenz von der Akademie verwiesen. Er zog sich nach Figueras zurück und widmete sich ganz der Malerei. Sein Stil war zu dieser Zeit von Futurismus und Surrealismus beeinflusst, den er 1926 bei seinem ersten Besuch in Paris kennengelernt hatte. Bei seinem nächsten Besuch in Paris im Jahre 1929 kam er in Kontakt mit der surrealistischen Gruppe und wurde als einer der Hauptvertreter des Surrealismus zu einem der bekanntesten Maler des 20. Jahrhunderts.
Das Werk Sigmund Freuds hatte grossen Einfluss auf Dalís Werk und hatte ihn schon seit seiner Studienzeit fasziniert, da er selber unter starken Wahnvorstellungen litt. So entwickelte Dalí im Laufe der Jahre eine Bildsprache, die Elemente des Traums und des Unbewussten in einem altmeisterlichen Stil zu Metaphern verbindet.
Sein exzentrisches Verhalten und seine kontroversen Ansichten führten schliesslich zum Bruch mit der surrealistischen Gruppe. Doch da Dalí nicht nur ein begnadeter Maler sondern auch ein cleverer Geschäftsmann war, hatte er schon längst grössere Ziele vor Augen und plante seinen nächsten Karriereschritt in den Vereinigten Staaten. Dort wurde er endgültig zum Superstar und dehnte seinen Tätigkeitsbereich auch auf Ballett, Oper, Film, Mode, Schmuck und Werbung aus.