Black, White and Red
by Alexander Archipenko

Material
Holz und Metall, polychrom bemalt; Höhe: 172.2 cm
Datierung
1957
Über das Kunstwerk
„Black, White and Red“ gehört zu Alexander Archipenkos späten Werken im Bereich der „Skulpto-Malerei“, einer Kunstform, welche der Künstler ab 1912 entwickelt hatte. Bevor er 1957 acht neue Skulpto-Kunstwerke an einer Ausstellung präsentierte – darunter auch das hier Gezeigte – hatte er 30 Jahre lang nicht mehr in diesem Bereich gearbeitet.
Bei der „Skulpto-Malerei“ werden aus unterschiedlichen Materialien zwischen Flächigkeit und Dreidimensionalität wechselnde Reliefs mit Farbe kombiniert. Die Möglichkeiten der Malerei werden dabei genutzt, um mit Farbe zu bilden und so die Dreidimensionalität des Reliefs zu verstärken oder auch zurückzunehmen. Mittels nebeneinander gesetzter Farbflächen, aufgetragen auf einen plastischen Bildträger, werden die einzelnen Elemente zueinander in Beziehung gestellt und somit Spannungen, Rhythmisierung und Dynamisierung erzeugt, welche durch die Malerei oder das klassische Relief alleine nicht zustande kommen. Während Licht und Schatten des Reliefs in der herkömmlichen Malerei lediglich gemalte Illusion darstellen, so sind sie in der „Skulpto-Malerei“ Realität.
Mit seinen Kreationen forderte Archipenko das damalige Kunstverständnis heraus. Skulpturen waren zu dieser Zeit meist einfarbig, doch seine Werke erstrahlten in verschiedensten, kräftigen Farben. Anstelle gängiger Materialien wie Marmor, Bronze oder Gips verwendete er Holz, Glas, Metall und Drähte. Ein weiterer wichtiger Punkt in seinem Werk ist das Spiel mit Auslassungen. Archipenko verstand es durch Hohlräume und Wölbungen bewusst Spannung zu erzeugen und den Betrachter herauszufordern. Dies zeigt den Einfluss chinesischer Ästhetik in seinem Werk, welche Leere als aktive Tätigkeit versteht.
Archipenko fasste seine Experimentierfreudigkeit im Bereich der "Skulpto-Malerei" wie folgt zusammen: „Form ohne Farbe kann nicht wahrgenommen werden. Seit 1921 habe ich die Zusammenhänge zwischen Form und Farbe studiert, denn ich glaube, dass die hohe Kunst darin liegt, diese Beiden in einen Einklang zu bringen. Das Zusammenspiel von Form und Farbe ist für mich sowohl Inspiration als auch Ausdrucksform im Bereich der Schönheit und der Metaphysik.“
Über den Künstler
Der ukrainische Künstler gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Von 1902 bis 1905 studierte der Sohn eines Mechanikers Malerei und Bildhauerei an der Kunstakademie in Kiew. Doch nachdem Archipenko die Lehrmethoden der Akademie kritisiert hatte, erhielt er einen Verweis und begann selbstständig in Moskau zu arbeiten. 1908 verliess er Russland in Richtung Paris, da er Anschluss und Anerkennung bei europäischen Künstlerkreisen suchte.
Während seines Parisaufenthalts durch Pablo Picasso und Georges Braque inspiriert, war er einer der ersten Künstler, der den kubistischen Stil von der Malerei auf die Plastik übertrug. Dies brachte ihm den Übernamen „Picasso der Plastik“ ein. Doch Archipenko war auch als Maler tätig und erfand unter anderem die sogenannte „Skulpto-Malerei“, bei welcher er seine Form- und Konstruktionsprinzipien mit Reliefs und Collageeffekten auf eine Fläche übertrug. Zusätzlich entwickelte der Künstler die nach ihm benannte „Archipentura“ – dabei handelt es sich um bewegliche Bilder, welche durch einen Motor angetrieben werden. Seine Experimentierfreudigkeit und seine Suche nach neuen Ausdrucksformen brachten ihm den Rang eines der bedeutendsten Stilkünstler des 20. Jahrhunderts ein.