Embestida
by Miquel Barceló

Material
Mischtechnik auf Leinwand
Datierung
2017
Über das Kunstwerk
Miquel Barceló, der 1957 auf Mallorca geboren wurde, ist sowohl als Bildhauer wie auch als Maler bekannt. Der internationale Durchbruch gelang dem Künstler 1982 mit der Teilnahme an der documenta 7 in Kassel. 1983 machte er seine erste Reise nach Afrika und lebte für einige Jahre zwischen Mallorca, Paris und Mali. Hier begann er mit der Herstellung eigener Pigmente zu experimentieren. In seiner abstrakten Formensprache und alchemistischen Malerei stehen seine Arbeiten denen von Antoni Tapiès und Joan Miró nahe. Das grossformatige Gemälde „Embestida“ ist in ein starkes Rot getaucht, durch das sich halbkreisförmig eine schwarze reliefartig hervorgehobene Spur zieht, die sich mit grosser Geschwindigkeit auf ein helles weisses Lichtfeld zu bewegen scheint. Die Malerei reicht über die Ränder der Leinwand hinaus und erscheint an der rechten Seite wie abgerissen. Dabei verarbeitet der Künstler die dickflüssige Farbe grosszügig in mehreren Schichten, die dem Bild eine starke Plastizität verleihen. Die oberste rote Farbschicht ist aufgesprüht. Das Bild ist abstrakt, erinnert in seiner Formensprache aber an die stärker figürlich angelegten Stierkampfbilder des Künstlers, die den Blick des Betrachters aus der Vogelperspektive in das Zentrum der Arena lenken. „Embestida“ bedeutet „Angriff“, und in der Tat könnte hier der Moment des Angriffs des Stiers auf den Torero wiedergegeben sein.
Über den Künstler
Der spanische Maler und Bildhauer studierte zwei Jahre an der Schule für Dekorative Künste in Palma de Mallorca und dann, ab 1974, an der Schule der Schönen Künste in Barcelona. Nach seinem Studium schloss er sich der mallorquinischen Gruppe für Konzeptkunst „Taller Lunàtic“ an, welche dafür bekannt ist die Politik kritisch zu beäugen. Ausserdem engagiert sich Barceló auch immer wieder bei Umweltproblemen und macht sich für die Natur stark.
Sein umfangreiches Werk widerspiegelt dieses Engagement und ist bekannt dafür Fragen der Religion, des Anthropomorphismus und der Umwelt aufzugreifen. Dies führt zu einem „erweiterten Kunstbegriff“, welcher sich in der Auswahl häufig organischer Materialien und in der Arbeitsweise des Action Painting ausdrückt. Seine Inspiration bezieht Barceló dabei aus modernen Kunstrichtungen wie Art Brut oder Pollocks abstraktem Expressionismus, gleichzeitig aber auch aus Barock Bildern von Diego Velázquez, Tintoretto und Rembrandt. Seine intensiven Reisen, welche er während den 1980er Jahren unternahm, wurden ebenfalls zu einer wichtigen Inspirationsquelle. Vor allem Westafrika mit seinen speziellen Lichtverhältnissen, der drückenden Sonne und der felsigen Landschaft und Küste hinterliess einen bleibenden Eindruck in seinem Werk, da es ihn an sein heimatliches Mallorca erinnerte.