Grand personnage; projet pour un monument

by Joan Miró

Material

Bronze mit schwarzer Patina; 370 x 265 x 115 cm

Datierung

1981 erdacht und zu Lebzeiten des Künstlers gegossen

Über das Kunstwerk

Edition 4/4

Diese monumentale Skulptur hat ihren Ursprung in einer weitaus kleineren Standfigur, welche Joan Miró 1949 kreierte und über die Jahre hinweg in neuen Ausführungen stetig wachsen liess, bis er 1981 schliesslich bei der hier gezeigten 3.7m hohen Version angelangte. Der Titel des Werkes lässt darauf schliessen, dass eigentlich eine noch grössere Version geplant war, doch wurde diese nie verwirklicht. Die hier gezeigte „Grand Personnage“ ist somit das eigentliche Monument und gehört mitunter zu den grössten Skulpturen, die Miró je erschaffen hat.
Das für Miró typische Zeichen für das feminine Geschlecht, das den Rumpf der Skulptur schmückt, die Brüste, welche sich zwar auf dem Rücken befinden aber trotzdem klar erkennbar sind und der Mutterleib-ähnliche, gewölbte Körper weisen die Skulptur zweifelsfrei als weiblich aus. Während seiner Schaffenszeit kreierte der Künstler mehrere mysteriöse Zeichen, welche immer wieder in seinen Werken auftauchen und als Stellvertreter und Symbole agieren. Mit dieser rätselhaften Bildsprache orientierte sich Miró stark an der Kultur der afrikanischen und ozeanischen Kunstproduktion. So stehen die Halbmonde auf dem Rumpf der Skulptur für Begehren, da sie in ihrer Form an den Pfeilbogen der griechischen Göttin der Jagd und der Fruchtbarkeit erinnern, während die grosse ovale Form in der Mitte des Torsos die weiblichen Genitalien symbolisiert.
Höchstwahrscheinlich handelt es sich bei der „Grand Personnage“ um eine Umsetzung der „Mère Ubu“, eine Figur aus einem Theaterstück von Alfred Jarry, welches bei den Surrealisten damals sehr beliebt war und Miró schon zu einigen anderen Skulpturen inspiriert hatte. Die Figur der „Mère Ubu“ ist eine chaosstiftende und machtbesessene Manipulatorin und so wird sie von Miró auch dargestellt: Mit ihren mächtigen, elefantenartigen Beinen, von welchen eines mit einem Zyklopenauge verziert ist, wirkt sie wie eine neolithische Fruchtbarkeitsgöttin, die im Begriff ist los zu stampfen und Verwüstung zu sähen. Passend dazu sagte Miró: „Die Bildhauerei wird das Medium sein, in welchem ich eine wirklich fantastische Welt mit Monstern zum Leben erwecken werde; was ich in der Malerei erschaffe ist viel konventioneller.“

Über den Künstler

Der spanische Künstler fing auf Wunsch seines Vaters eine kaufmännische Ausbildung an, nachdem er das Gymnasium aufgrund schlechter Zensuren hatte verlassen müssen. Doch schon während seiner Ausbildung besuchte Miró nebenbei den Kunstunterricht an der Kunstakademie „La Llotja“ in Barcelona, da ihn sein eingeschlagener Karriereweg keineswegs erfüllte. Nur wenig später, nachdem er während der Arbeit einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte, gab er den kaufmännischen Beruf schliesslich vollends auf.
Damit Miró sich erholen konnte, zog die Familie auf einen Bauernhof bei Mont-roig del Camp. Der Widerstand des Vaters gegen eine künstlerische Ausbildung schwand und Miró durfte sich an der privaten Kunstschule „Escola d’Art“ von Francesc Galí einschreiben. Dieser hielt seinen Schüler für hochbegabt und führte ihn in die modernen französischen Stilrichtungen und in die Architektur Antoni Gaudís ein.
So erschuf Miró über die Jahre eine Fülle poetischer Bildzeichen von suggestiver Form- und Farbkraft, welche auf der katalanischen Folklore aufbauen und von Kubismus und Surrealismus beeinflusst sind. Neben Gemälden fertigte Miró auch Skulpturen, Keramikarbeiten, Druckgrafiken und überdimensionale Theaterpuppen an. In seinem langen Künstlerleben entstanden etwa 2000 Ölgemälde, 500 Skulpturen, 400 Keramiken sowie 5000 Collagen und Zeichnungen. Das grafische Werk umfasst etwa 3500 Arbeiten, darunter Lithografien und Radierungen, die zumeist in kleinen Auflagen gedruckt wurden.